Mankell, Henning: Erinnerung an einen schmutzigen Engel. Roman, schwedisch, 2012. Zsolnay
Bewertung: 3-4
Lesedatum:2012-11-02
Mankell, der Wallander-Erschaffer, greift in diesem Roman wieder einmal auf sein zweites >Standbein<, den Afrika-Stoff zurück und erzählt die Geschichte einer jungen, mittellosen Schwedin Anfang des 20. Jahrhunderts, die, von der Mutter hoffnungsvoll aus der unwirtlichen Einöde in ein >besseres Leben< weggeschickt, zunächst auf einem Schiff und dann in der portugiesischen Kolonie Mocambique landet. Dort hat sie unwahrscheinliches Glück, denn sie landet zwar in einem Bordell, entkommt jedoch dem traurigen Frauenschicksal dort und wird überdies noch die Chefin des Etablissements. Dass sie auch als Angehörige der herrschenden Klasse den Rassismus und die frauenverachtenden Einstellung der (weißen) Männer nicht gutheißt, ist vorhersehbar - ebenso wie vieles andere in diesem etwas spröden Buch, das m.E. mit einem allzu erhobenen Zeigefinger daherkommt. Ein bisschen Exotik, ein bisschen Voodoo, ein bisschen Gesellschaftskritik, ein bisschen Feminismus sind, kombiniert mit der etwas faden Sprache, zuwenig, um mitzureißen. Hier liegt thematisches Potenzial ziemlich brach.
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