Ende, Michael: Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer. Kinder-/Jugendliteratur, deutsch, 1960. Thienemann
Bewertung: 1-2 
Lesedatum:2013-03-06
Eines meiner Kindheits-Lieblingsbücher, auf den Prüfstand geholt und mit einer Mischung aus Neugier, Nostalgie und kritischem Blick gelesen: Und natürlich, vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte, inwiefern Kinderbücher auf politische Korrektheit angepasst gehören, gäbe es hier auch einiges zu tun: das Bild der Chinesen (in späteren Auflagen als der mir vorliegenden von 1970 wird China allerdings in >Mandala< umbenannt!), die allesamt riesige Familien mit unzähligen Kindern und Kindeskindern in allen möglichen Größen an der Hand führen und die Kleinsten mit Eidechsenmilch füttern; das >Negerbaby< Jim, das erschrickt, als es in das rußgeschwärzte Gesicht des Lokomotivführers Lukas blickt; der mutige kleine Indianer, der sich trotz der Misshandlungen des Drachen Mahlzahn die Tränen verbeißt – alle diese alten Klischees sind vermutlich den auf political correctness bedachten Kritikern ein Dorn im Auge – und trotzdem strahlen sie denselben Charme aus wie die gesamte Handlung, die vor Fantasie und kreativen Einfällen nur so strotzt. So habe ich den Scheinriesen Herrn Tur Tur (den ich eigentlich nie vergessen habe) ebenso freudig wiederentdeckt wie die kluge Lokomotive Emma, die auch im absoluten Dunkel des „Mundes des Todes“ mit einem Trick weiterfahren kann, ohne ins Nichts zu stürzen, oder die Verwandlung eines Drachen, der den beiden Freunden Lukas und Jim aus dem Dilemma, zu viel Platz auf einer kleinen Insel zu brauchen, hilft. Michael Ende hat hier für Kinder im Volksschulalter einen wunderbar lebendigen, herzerwärmenden Abenteuerroman verfasst, der nach wie vor gelesen werden sollte – und zwar im Original. Spannend übrigens auch die Interpretation von Julia Voss, die in focus.de vom 09.08.2010 erwähnt wird – Jim Knopf als Kritik an der Rassenideologie Nazideutschlands.
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