Boyd, William: Ruhelos. Roman, englisch, 2008. Berliner Taschenbuch Verlag
Bewertung: 2 
Lesedatum:2013-03-20
Der zweite Lieblingsautor einer guten Freundin: Sehr gespannt und vielleicht auch etwas vorurteilsbehaftet aufgrund des Titels und des Covers habe ich mich auf diesen Roman des Briten William Boyd eingelassen – und es hat sich eigentlich gelohnt. In einer sehr flüssig zu lesenden und dennoch anspruchsvollen Prosa verfasst, wird die Geschichte einer Frau erzählt, die nach und nach erkennt, dass ihre Mutter eine andere ist als diejenige, die sie zu kennen geglaubt hat: nämlich nicht die normale, bisweilen etwas schrullige ältere Dame, sondern eine russische Emigrantin, die für den englischen Geheimdienst als Spionin tätig war und im Zweiten Weltkrieg ein brenzliges Spiel um Leben und Tod spielen musste. >Ruhelos< ist der geeignete Titel, um den Alltag der Eva Delektorskaja in den 1930er- und 1940er-Jahren zu beschreiben, die sogar beim eigenen Liebhaber nicht sicher sein kann, auf wessen Seite er steht. Und die, Jahrzehnte später, aus Sorge um das eigene Leben, ihre Tochter schrittweise über die Vergangenheit aufklärt und dafür sorgt, dass diese nicht nur beginnt, die vermeintlichen >Spleens< der Mutter zu verstehen, sondern ihr auch bei der Auffindung der Quelle ihrer Unruhe behilflich wird... Als >atemberaubenden Thriller<, wie im Klappentext zu lesen, würde ich den Roman zwar nicht bezeichnen – dafür ist die Gegenwartsebene des Buches zu fade und seicht -, doch der ausgeklügelt konstruierte Spannungsbogen und die souveräne sprachliche Gestaltung bieten ein sehr angenehmes Leseerlebnis.
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