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Köhlmeier, Michael: Die Abenteuer des Joel Spazierer. Roman, deutsch, 2013. Hanser

Bewertung: 3-4  
Lesedatum:2013-05-10

Mit dem >Joel Spazierer< schreibt Michael Köhlmeier nicht nur einfach einen Roman: Der Ich-Erzähler, Joel Spazierer eben, oder auch Andres, András, Ernst-Thälmann – denn Namen hat er so viele wie die Situationen es erfordern - ist ein Meister der Anpassung, der Wandlung, des Opportunismus, und so oszilliert das 582 Seiten starke Werk zwischen Schelmenromanen à la Blechtrommel oder dem Lazarillo, Zeitgeschichtedarstellungen aus dem kommunistischen Ungarn ebenso wie aus der DDR-Zeit, Gaunergeschichten, die an Tom Ripleys Abenteuer erinnern, und Drogenromanen wie >Wir Kinder vom Bahnhof Zoo<. Sympathisch ist er nicht, der Protagonist, allenfalls noch am Anfang des Romans, wenn er dem Leser – und nebenbei auch dem Schriftsteller Sebastian Lukasser, Köhlmeiers immer wieder in dessen Romanen auftretendes Alter Ego – sein einprägsamstes Kindheitserlebnis schildert: Von Eltern und Großeltern allein gelassen, lebt er tagelang in einer Welt ohne Menschen, dafür mit imaginären Tieren, die ihn im weiteren Verlauf seines Lebens begleiten werden. Joels Lebensreise führt von Ungarn nach Österreich, wo er sich bereits mit neun Jahren als Stricher und mit 17 als Mörder durchschlägt, später in die Schweiz, nach Frankreich, in die USA, DDR und Sowjetunion und immer wieder zurück nach Wien. Der gewissens- und wertungsfreie Erzähler schildert das Auf und Ab seines Lebens völlig ohne Angeberei, jedoch auch ohne Selbstmitleid – den Weg, der von der italienischen High Society über das internationale Knastmilieu zu den DDR-Funktionären führt, schlägt er immer intuitiv und ohne Rücksicht auf Verluste ein. Dass eine derart vielfältige, ja überbordende Lebensgeschichte sich in oftmals ermüdenden Details und verwirrenden Windungen verliert, ist der unglückliche Nebeneffekt eines solchen Romans. Anfangs noch interessant und abwechslungsreich, ist Köhlmeiers neues Werk ab der zweiten Hälfte ziemlich langwierig und mühsam zu lesen.



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