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Ransmayr, Christoph: Morbus Kitahara. Roman, deutsch, 1995. Fischer

Bewertung: 2-3  
Lesedatum:2007-01-29

Verlockender Titel, interessanter Einstieg im Deutschbuch - das sind die ersten Eindrücke des Buches. "Zwei Tote lagen schwarz im Januar Brasiliens". Hört sich nach einem Kriminalfall an, vielleicht auch ein Abenteuerroman, jedenfalls sehr spannend. Umso erstaunlicher ist es dann, dass das zweite Kapitel im Österreich der letzten Kriegsjahre spielt, dass in einer der letzten Bombennächte vor dem ominösen Frieden von Oranienburg (Wann war der genau? Sind wir nun im Ersten oder Zweiten Weltkrieg?) der Protagonist Bering das Licht der Welt erblickt, dass sich auch nach seinem Erwachsenwerden die Welt von Moor im Steinernen Meer (Spielt der Roman in Salzburg? Wo sonst befindet sich das Steinerne Meer?) kaum modernisiert und die Bewohner vom Militär im Stich gelassen sind - von einem Militär der Aliierten unter der Leitung des Friedensbringers Stellamour, offenbar amerikanischer Abstammung.

Nur in Moor herrscht Rückschritt statt Fortschritt, ist die "Krähe", das vom Schmiedesohn Bering liebevoll hergerichtete Auto des "Hundekönigs" Ambras, das einzige motorisierte Fortbewegungsmittel. Wir begleiten Bering durch seine Kindheit und seinen Vogelwahn und später durch die Dienstjahre bei Ambras, dem Steinbruchverwalter, wo er vom Knecht zum Leibwächter aufsteigt und Herrn und Hunde mit unbeugsamem Pflichtbewusstsein schützt - ohne sein ihn immer stärker beeinträchtigendes Handicap eines "blinden Flecks" im Sehfeld jemandem mitzuteilen. Nur Lily, die Brasilianerin, die Ungreifbare, die über den Reifpass ungehindert nach Brand ins Tiefland wandert und Schmuggelware von und nach Moor bringt, in die sich Bering auf einem Konzert einer armeetreuen Band hoffnungslos verliebt, weiß nach einiger Zeit Bescheid. Mit ihrer Hilfe findet Bering die medizinische Erklärung seiner blinden Flecken und der Leser die Erklärung des Titels "Morbus Kitahara". Der Schluss führt wieder nach Brasilien zurück und schließt die Rückblende, die durch den ganzen Roman geführt hat.

Die Geschichte eines Einzelnen vor einem geschichtlichen Hintergrund, der auch so hätte Wirklichkeit werden können - Besatzung bis in die Siebziger, Krieg und Friedensschlüsse von Oranienburg über Basra bis zur Kapitulation des durch die Atombombe zerstörten Japan (ein Nuklearpilz über Nagoya löst in Brand Begeisterung aus), dazu eine von der Armee so lange sich selbst überlassene Bevölkerung im hintersten Winkel der Alpen, bis Bedarf nach den dort vergessenen Industrieresten besteht und die Einwohner zwangsausgesiedelt werden... Auch wir hätten es so erleben können.





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