Roche, Charlotte: Schoßgebete. Roman, deutsch, 2011. Piper
Bewertung: 2-3
Lesedatum:2013-09-09
Was kann man nach >Feuchtgebiete< eigentlich noch schreiben, um den Erwartungen der Lesewelt gerecht zu werden? Charlotte Roche, enfant terrible der deutschen Literaturszene, wagt sich in diesem Roman wieder an sehr private Dinge und schreibt über Probleme, über die andere nicht einmal mit der besten Freundin zu besprechen wagen würden: Hier geht es um die Verarbeitung eines schrecklichen Unfalls, der das Leben der drei kleinen Brüder gefordert und die Mutter zum Pflegefall gemacht hat; um die völlige Abgrenzung zu ebendieser Mutter, die der Tochter ihren Lebensstil aufzwingen wollte; um die Ängste und Unsicherheiten, was die Beziehung zum Partner, dessen sexuelle Wünsche nur mit Überwindung zu erfüllen sind, angeht; und schließlich die Beziehung zum eigenen und zum Stiefkind, in der Eifersucht, Sorge, Besser-machen-wollen und nicht zuletzt der eigene Freiheitsdrang eine große Rolle spielen… Roche ist ihrem schnoddrig-direkten Stil treu geblieben, der manchmal in der Wortwahl unter die Gürtellinie zieht, doch insgesamt wirkt sie sehr viel ernsthafter und reflektierter als in >Feuchtgebiete<. Geradezu düster und tiefsinnig kommt dieser Roman daher, und auch wenn einige Passagen kürzer gehalten hätten werden können, so ist das Lebensgefühl dieser unsicheren und dennoch mutigen Frau deutlich erkennbar.
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