Thiong´o, Ngugi wa: Herr der Krähen. Roman, englisch, 2013. Fischer
Bewertung: 1 
Lesedatum:2013-12-09
Man muss sich ein bisschen Zeit nehmen für diesen 942 Seiten starken Roman des Kenianers mit dem unaussprechlichen Namen, aber wenn man die investiert, dann entführt er einen in eine sehr spannende Welt – nämlich in die des fiktiven afrikanischen Staates Aburiria, in der sich ein größenwahnsinniger Herrscher ein monumentales Denkmal setzen will: Zu seinem Geburtstag versprechen ihm seine Minister mit >Marching to Heaven< ein gigantisches Bauwerk, das, den babylonischen Turm noch übertreffend, bis in den Kosmos reichen soll. Um sich in der Gunst des Herrschers noch höher zu schrauben, setzen die beiden Minister Machokali (der Außenminister mit den chirurgisch vergrößerten Augen) und Sikiokuu (der Informationsminister mit den chirurgisch vergrößerten Ohren) alle Mittel, und seien sie noch so zwielichtig, ein. Doch so einfach geht das nicht mit dem Kredit der Global Bank, der für die Umsetzung des Projekts erforderlich ist. So muss der Herrscher in die USA reisen, wo er von einer mysteriösen Krankheit, der SIE (selbst indizierte Expansion) befallen wird. Heilung versprechen sich die Getreuen nur vom Herrn der Krähen, der mittels Zauberei schon so manchen Aburirier geholfen zu haben scheint. Dass der arbeitslose Akademiker Kamiti, der ungeplanterweise zu dieser Figur geworden ist, damit in Schwierigkeiten steckt, ist absehbar… Herrlich satirisch und sehr bissig beschreibt Ngugi wa Thiong´o die Gesellschaft unter einem afrikanischen Despoten – ein Roman, der nicht nur Spannung und Unterhaltung, sondern gewissermaßen auch ein Stück Kulturkunde – wenn auch aus einer sehr kritischen Sichtweise heraus – liefert. Ein Stück Literatur, in der die Fantasie jedenfalls auch nicht zu kurz kommt. Fazit: Sehr lesenswert.
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