Mendoza, Eduardo: El enredo de la bolsa y la vida (Der Friseur und die Kanzlerin). Roman, spanisch, 2012. Seix Barral
Bewertung: 1 
Lesedatum:2014-03-14
Wenn ein Großer der spanischen Literatur ein neues Buch herausbringt, sollte man es – wenn möglich – im Original lesen. Das habe ich getan, und ich wäre nun wirklich neugierig auf die deutsche Übersetzung, denn ich frage mich, wie dieses Stück Satire überhaupt übersetzbar ist. Allein der deutsche Titel >Der Friseur und die Kanzlerin< lässt vermuten, dass man hier das deutschsprachige Publikum anders ködern möchte als das Mendoza mit seinem Titel, wörtlich >Das Gewirr der Börse und des Lebens< tut. Schließlich spielt die Kanzlerin, Merkel ist natürlich gemeint, zwar eine nicht unbedeutende, jedoch auch keine tragende Rolle in dieser skurrilen Geschichte um einen Ich-Erzähler, dessen Brotberuf zwar Friseur – und zwar in einem von buchstäblich niemandem frequentierten Salon – ist, sich in Wirklichkeit jedoch detektivisch betätigt. Einer seiner Freunde, der glücklose Gauner Rómulo el Guapo, ist nämlich verschwunden, und sowohl ein dreizehnjähriges Mädchen namens Quesito als auch seine Frau und die Polizei haben großes Interesse daran, seinen Verbleib herauszufinden. Was das mit einer Vergangenheit im Irrenhaus, dem nervösen Swami eines Yogacenters, einer chinesischen Großfamilie samt pausenlos plapperndem, fossilem Stammvater, ein paar lebenden Statuen verschiedenster politischer Ausrichtungen und Herkunft sowie einem international gesuchten Terroristen, der es eben auf die Frau Merkel abgesehen hat, zu tun hat, zeigt sich im Verlauf der wirklich absonderlichen und teilweise hinreißend komischen Geschehnisse. Dass daneben mit der spanischen Wirtschaftskrise auch noch ein aktuelles und wenig komisches Thema Platz findet, hebt für mich den Wert dieses Romans noch einmal. Und wie gesagt, auf die Übersetzung des Merkelschen deutsch-spanischen Kauderwelsch wäre ich gespannt – denn das lebt von und für die spanische Sprache.
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