Noll, Ingrid: Hab und Gier. Roman, deutsch, 2014. Diogenes
Bewertung: 2 
Lesedatum:2014-03-18
Noll bleibt Noll, auch wenn viele Jahre zwischen der Entstehung ihrer unterschiedlichen Bücher liegen: Die Meisterin des alltäglichen Abgründigen, des gemäßigten Horrors, des augenzwinkernden Schauers hat wieder zugeschlagen und sich in die Bestsellerlisten katapultiert. Und wie in >Der Hahn ist tot< und teilweise auch in >Die Apothekerin< ist eine biedere ältere Dame Protagonistin, der man die amoralischen Gedanken, die sie hegt, kaum zutrauen würde. In diesem Fall Karla Pinter, eine pensionierte Bibliothekarin, der ein sterbenskranker ehemaliger Arbeitskollege vorschlägt, ein üppiges Erbe anzutreten, wenn sie ihn von seinen Qualen erlöst – sprich ermordet. Da fällt nicht nur der Frau Pinter selbst Dürrenmatts >Besuch der alten Dame< ein – doch wie die Güllener lehnt auch Karla das verwerfliche Angebot ab. Im Verlauf der Geschehnisse und unter Einbeziehung einer lebenslustigen Freundin und deren etwas zwielichtigem Bekannten ändert sich Karlas Einstellung jedoch, und als die Dinge anders kommen als geplant, reagiert sie stets so, dass es ihr zum Vorteil gereichen kann – auch wenn dabei der eine oder die andere draufgeht. Wieder einmal ein heiter-gruseliges Lesevergnügen im Stil der großen Highsmith, das sich gut als Urlaubs- oder Abendlektüre eignet.
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