Geiger, Arno: Selbstporträt mit Flusspferd. Roman, deutsch, 2015. Hanser
Bewertung: 3
Lesedatum:2015-04-25
Mit Arno Geiger verbindet mich ein Wechselbad der Gefühle: >Es geht uns gut< war für mich eines der langweiligsten Bücher überhaupt, >Der alte König in seinem Exil< hat mich begeistert. Geigers neuer Roman hinterlässt bei mir eine zwiespältigen Eindruck: Einerseits ist die Geschichte vom Veterinärmedizinstudenten Julian, der von seiner Freundin verlassen wurde und die Sommerferien als Zwergflusspferdbetreuer bei einem Professor arbeitet, ein in passend leisem, unspektakulärem Tonfall gehaltenes, gelungenes Porträt eines Mittzwanzigers, der seinen Lebensweg noch nicht gefunden hat und ziellos dahinmäandert – andererseits zieht sich genau aus diesem Grund die Geschichte hin und wieder wie ein Strudelteig. Da helfen weder das Flusspferd – Phlegma und unerschütterliche Präsenz in Person – noch Aiko, die geheimnisvolle Tochter des Professors, in die sich Julian verliebt, darüber hinweg. Mag hier noch so viel von Bildungsroman die Rede sein – etwas mehr Temperament wünscht man sich beim Lesen doch manchmal.
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