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Raab, Thomas: Still. Roman, deutsch, 2015. Droemer

Bewertung: 1  
Lesedatum:2015-05-05


Thomas Raab, mein großer Motivator und personifiziertes schlechtes Gewissen, was den Schreibfortschritt meines eigenen Romanprojektes angeht (das hört er nicht gern, der Thomas, aber wenn´s hilft…), hat dem Metzger einmal eine Pause gegönnt, um in anderen Gewässern zu fischen – und das hat er sehr erfolgreich gemacht. Denn >Still<, die Chronik eines Mörders, ist ein großartig poetischer, gleichzeitig leiser und aufwühlender Roman, der zwar von der Idee her nicht völlig neu ist (nicht umsonst wird in vielen Kritiken Süskinds >Parfum< als Vergleich herangezogen), der jedoch ein spannendes, geistreiches und auch verstörendes Leseerlebnis bietet. Denn dass man als Leser für einen, der als psychopathischer Mörder gilt, Verständnis und sogar fast Mitgefühl empfindet, ist nun nicht typisch für einen >Thriller<, als den der Roman irrtümlicherweise immer wieder propagiert wird … – oder fehlt mir einfach das Vorstellungvermögen der grauslichen Details, die der Autor gekonnt NICHT ausführt? Oder haben mich die schönen Metaphern (>kleine, mit Tratsch gefüllte Atemwölkchen<) und philosophischen Betrachtungen so fasziniert, dass ich über der schönen Sprache dem schiachen Inhalt wenig Beachtung geschenkt habe? Wie auch immer, Thomas Raab hat souverän gezeigt, dass er nicht nur den Metzger draufhat, sondern auch sonst alles andere als ein >Deutschwappler<, als den er sich immer gern bezeichnet, sein muss. Ach ja, die Lesung ist natürlich auch Pflicht und hat mir gezeigt, dass ich dieses Buch der >leisen Töne< auch anders lesen kann und noch viele Facetten darin finden werde – das schreit nach Wiederholung der Lektüre. Und auch wenn der Thomas das Publikum scheinbar als mordgeifernde, nach Gewaltszenen lechzende Masse einschätzt (>ich weiß, ihr wollt endlich den ersten Mord<) und die auflockernd-amüsanten Gschichterln rund ums Schreiben, Musikmachen und Familienleben der Intensität des Roman-Erlebens ein bisschen Abbruch tut, ist die Lesung trotzdem mehr als einen Besuch wert, denn so offene, unpräpotente, interessierte Autoren, die gleichzeitig so großartige Performer sind, finden sich nicht oft in der österreichischen Kulturlandschaft. Ja, und jetzt warte ich gespannt darauf, wie Thomas Raab wieder zurück zum Ton des >Metzger<, dessen Nummer 7 gerade in Arbeit ist, findet…



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