Gut, dass es Leseproben auf dem Kindle gibt, denn sonst hätte mich die Thematik „Vatersuche“ wohl nicht so angesprochen. Pierre Jarawan, deutscher Poetry Slammer, hat mit seinem Romandebüt eine spannende und interessante Mischung aus Familiengeschichte, Entwicklungsroman, Geschichte eines Landes und Krimi verfasst, die zwar nicht durchgehend, doch über weite Strecken hin überzeugt.

Samir, Protagonist und Ich-Erzähler, ist der in Deutschland geborene Sohn libanesischer Einwanderer, die vor dem Bürgerkrieg der 1980er-Jahre geflohen sind. Sein Vater Brahim ist ein begnadeter Geschichtenerzähler und wird von Samir abgöttisch geliebt. Als Brahim 1992, kurz nach den ersten freien Parlamentswahlen im Libanon, nach einer Zeit seltsamen, für ihn äußerst untypischen Verhaltens von einem Tag auf den anderen plötzlich verschwindet und nicht mehr zurückkehrt, bricht für den Buben eine Welt zusammen. Sein ganzes Leben fokussiert sich im Folgenden nur mehr auf die Suche nach dem Vater und lassen sowohl  seine berufliche Laufbahn als auch seine Beziehungen zu seinen Mitmenschen scheitern. Schließlich sieht Samir ein, dass nur eine Reise in den Libanon, das ihn als „Tourist ins Land seiner Eltern“ führt, ihn von seiner Obsession heilen kann…

Dicht verwoben lesen sich die persönlichen Erlebnisse Samirs mit den geschichtlichen Ereignissen im Libanon des späten 20. Jahrhunderts, und das macht den informativen Gehalt des Buches so eingängig. Die Auflösung der Vatersuch-Geschichte wirkt jedoch etwas platt und konstruiert und lässt den „Zauber“ des Romans, übrigens ein viel verwendetes Wort im Buch, etwas schwinden. Dennoch ist „Am Ende bleiben die Zedern“ ein fesselndes und einnehmendes Stück gute Unterhaltungsliteratur, in die man wunderbar eintauchen kann.