Moderne Adaptionen von Rotkäppchen, Schneewittchen oder Dornröschen werden ja immer wieder verfasst, aber selten in einer so grotesken, trashigen Sammlung vereint. Karen Duve („Anständig essen“) bringt ziemlich viel Gegenwart in die Grimm-Märchen und lässt aus den lieben Figuren unserer Kindheit oft ziemlich gemeine Gestalten werden. Was bei den Herren Jacob und Wilhelm G. einfach gestrickte, natürlich dennoch oft ziemlich gewalttätige Geschichten mit Happy End sind, lebt bei Frau Duve von den Abgründen der menschlichen Seele – da gehen die Prinzessinnen, Zwerge und Großmuttis immer wieder ganz gerissen vor, um an ihr Ziel zu gelangen.

Auch wenn manches ziemlich dick aufgetragen daherkommt: Karen Duve scheint es nicht um einen Verriss, sondern um eine absonderliche Art von Hommage an die Gebrüder Grimm zu gehen. Wer eine  Mischung aus Märchen und profaner Alltagssprache, aus Klamauk und Horror, aus Fantastik, Humor und Morbidität mag, ist gut beraten mit einer Empfehlung für „Grrrimm!“