Was für ein grandioser Roman! Mit den tagebuchartigen Einträgen, Gedanken und Briefen seiner Protagonisten gewinnt die LeserIn einen sehr authentischen Einblick in die von Ängsten, Ahnungen und Hoffnungen getragene Gefühlswelt der Menschen im vorletzten Kriegsjahr. Dabei wirken die Schilderungen des in Mondsee rekonvaleszierenden Soldaten Veit Kolbe, einer im zerbombten Darmstadt ausharrenden Mutter oder eines nach Budapest geflüchteten Juden so mitreißend, dass man kaum historische Distanz feststellen kann. Und trotz der lebhaften Verdeutlichung der Sinnlosigkeiten und Grauen des Krieges ist der Roman dennoch nicht düster oder beklemmend zu lesen, sondern durch die empathische Darstellung der Charaktere ein Stück Leben, das uns allen nahe ist oder sein könnte – umso mehr sollten wir uns glücklich schätzen, diese Zeit nicht miterlebt haben zu müssen.

Eindrucksvolle, intensive Lektüre – und ich bin immer wieder verblüfft, wie Arno Geiger mich nach Romanen, die mich so gar nicht ansprechen, dann wieder derart faszinieren und begeistern kann. Ein Meisterwerk, das von Alt und Jung gelesen werden sollte!