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Hesse, Hermann : Narziß und Goldmund. Roman, deutsch, 1930. Suhrkamp

Bewertung: 1  
Lesedatum:2008-06-16

Zwei Freunde, zwei völlig unterschiedliche Lebenswege - die aber beide auf ihre Weise zum Glück und zur Zufriedenheit führen:


Narziß ist der Geistmensch, der seine Berufung in der Stille des Klosters sucht, der über Lehre, Buße und Meditation zur Vollkommenheit strebt. Goldmund versucht es dem Freunde nachzutun, erkennt aber mit Narziß´ Hilfe, dass dieser Weg nicht der seine sein kann und findet über viele Windungen des Lebens, die unzählige Liebesabenteuer und die Freiheit des Wanderlebens ebenso beinhalten müssen wie Mord, Verlust von geliebten Menschen, das Miterleben einer Pestepidemie und eine Gefangenschaft, seine Berufung in der Kunst. Ein Weg, völlig unterschiedlich wie der andere, der für den, der sie geht, jeweils der richtige und unausweichlich mit dem eigenen Schicksal verbunden ist.


"Vielleicht, dachte er, ist die Wurzel aller Kunst und vielleicht auch allen Geistes die Furcht vor dem Tode. Wir fürchten ihn, wir schauern vor der Vergänglichkeit, mit Trauer sehen wir immer wieder die Blumen welken und die Blätter fallen und spüren im eigenen Herzen die Gewissheit, dass auch wir vergänglich sind und bald verwelken. Wenn wir nun als Künstler Bilder schaffen oder als Denker Gesetze suchen und Gedanken formulieren, so tun wir es, um doch irgend etwas aus dem großen Totentanz zu retten, etwas hinzustellen, was längere Dauer hat als wir selbst." (S. 153)


"Eines wurde ihm [...] klar, nämlich warum so viele tadellose und gutgemachte Kunstwerke ihm ganz und gar nicht gefielen, sondern trotz einer gewissen Schönheit ihm langeweilig und verhasst waren. [...] Sie waren so schwer enttäuschend, weil sie das Verlangen nach Höchstem erweckten und dennoch nicht erfüllten, weil ihnen die Hauptsache fehlte: das Geheimnis. Das war es, was Traum und höchstes Kunstwerk gemeinsam hatten: das Geheimnis." (S. 180)


"Jedes Leben wird ja erst durch Spaltung und Widerspruch reich und blühend. Was wäre Vernunft und Nüchternheit ohne das Wissen vom Rausch, was wäre Sinnlust, wenn nicht der Tod hinter ihr stünde, und was wäre Liebe ohne die ewige Todfeindschaft der Geschlechter?" (S. 189).


"Es war ja schmählich, wie man vom Leben genarrt wurde, es war zum Lachen und zum Weinen! Entweder lebte man, ließ seine Sinne spielen, sog sich voll an der Brust der alten Eva-Mutter - dann gab es zwar manche hohe Lust, aber keinen Schutz gegen Vergänglichkeit; man war dann wie ein Pilz im Walde, der heut in schönen Farben strotzt und morgen verfault ist. Oder man setzte sich zur Wehr, man sperrte sich in eine Werkstatt ein und suchte dem flüchtigen Leben ein Denkmal zu bauen - dann musste man auf das Leben verzichten, dann war man bloß noch Werkzeug, dann stand man zwar im Dienst des Unvergänglichen, aber man dorrte dabei ein und verlor die Freiheit, Fülle und Lust des Lebens. [...]. Ach, und es hatte dies ganze Leben doch nur dann einen Sinn, wenn beides sich erringen ließ, wenn das Leben nicht durch dies dürre Entweder-Oder gespalten war! Leben, ohne doch auf den Adel des Schöpfertums zu verzichten! War denn das nicht möglich? [...]


Man war entweder Frau oder Mann, entweder Landfahrer oder Spießbürger, entweder verständig oder gefühlig, - nirgends war Einatmen und Ausatmen, Mannsein und Weibsein, Freiheit und Ordnung, Trieb und Geist gleichzeitig zu erleben, immer musste man das eine mit dem Verlust des anderen bezahlen, und immer war das eine so wichtig und begehrenswert wie das andere! Die Frauen hatten es hierin vielleicht leichter. [...] (S. 240 f.)


"Der Denker versucht das Wesen der Welt durch die Logik zu erkennen und darzustellen. Erweiß, dass unser Verstand und sein WErkzeug, die Logik, unvollkommene Instrumente sind - ebenso wie ein kluger Künstler recht wohl weiß, dass sein Pinsel oder Meißel niemals vollkommen das strahlende Wesen eines Engels oder Heiligen wird ausdrücken können. Dennoch versuchen es beide, der Denker wie der Künstler, auf ihre Weise. Sie können und dürfen nicht anders. Denn indem ein Mensch mit den ihm von Natur gegebenen Gaben sich zu verwirklichen sucht, tut er das Höchste und einzig Sinnvolle, was er kann. [...]" (S. 272)


Zum Verwirklichen: "Das vollkommene Sein ist Gott. Alles andere, was ist, ist nur halb, ist teilweise, es ist werdend, ist gemischt, besteht aus Möglichkeiten. Gott aber ist nicht gemischt, er ist eins, er hat keine Möglichkeiten, sondern ist ganz und gar Wirklichkeit. Wir aber sind vergänglich, wir sind werdend, wir sind Möglichkeiten, es gibt für uns keine Vollkommenheit, kein völliges Sein. Dort aber, wo wir von der Potenz zur Tat, von der Möglichkeit zur Verwirklichung schreiten, haben wir teil am wahren Sein, werden dem Vollkommenen und Göttlichen um einen Grad ähnlicher. Das heißt sich verwirklichen. Du bist ja Künstler und hast manche Figuren gemacht." (S. 272 f.)





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