Der Beginn ist wieder mal bekannt aus dem Deutschbuch und weckt hohe Erwartungen - der Leser wird von Beginn an vom Erzähler geleitet ("Du schicktst dich an, den neuen Roman "Wenn ein Reisender in einer Winternacht" von Italo Calvino zua lesen. Entspanne dich. Sammle dich. Schieb jeden anderen Gedanken beiseite."...) und erfährt, das gerade zu lesende Buch in Händen zu halten.

Die Erzählung beginnt - und wird unterbrochen von fehlenden Seiten, die jedoch nur auf der Textebene fehlen. Nun fühlst du dich als Leser nicht mehr so persönlich angesprochen wie zu Beginn, erfährst aber von einer gewissen Ludmilla, die du im Buchladen triffst und mit der du literarische Diskussionen führst. Du liest weiter, doch auch dieser Romanteil - der im Übrigen gar nichts mit dem vorher unterbrochenen zu tun hat - wird abrupt unterbrochen, und so geht das mit den zehn folgenden Romanteilen. Immer wenn du dich auf eine Geschichte einzulassen beginnst, endet sie aus irgendeinem Grund buchstäblich mitten im Wort und wird nie mehr fortgesetzt.

Nach der vierten Geschichte reicht es dir aber! Du liest nur noch die Zwischenteile und erkennst im Inhaltsverzeichnis die wahre Ordnung des Romans "Wenn ein Reisender in einer Winternacht Vor dem Weichbild von Malbork Über den Steilhang gebeugt Ohne Furcht vor Schwindel und Wind Schaut in die Tiefe, wo sich das Dunkel verdichtet In einem Netz von Linien, die sich verknoten In einem Netz von Linien, die sich überschneiden Auf dem mondbeschienenen Blätterteppich Rings um eine leere Grube Welche Geschichte erwartet dort unten ihr Ende?"

Interessante Idee, viel zu interpretieren, Ärger, Konfusion, Ungeduld, Begeisterung - eines der Bücher Die Dich In Ihrer Kunst Faszinieren Und Anekeln Gleichzeitig Und Die Du Irgendwann Vielleicht Einmal Verstehen Möchtest...