aventiure
Home Sortieren
nach Autoren
Sortieren
nachTitel
Sortieren
nach Gattung
Sortieren
nach Bewertung 
Sortieren
nach Hits
Kontakt/Impressum

Glavinic, Thomas: Der Jonas-Komplex. Roman, deutsch, 2016. Fischer

Bewertung: 2  
Lesedatum:2016-06-10


Thomas Glavinic kommt nicht los von Jonas, dem Protagonisten seiner eigentlich abgeschlossenen Trilogie (siehe „Die Arbeit der Nacht“, „Das Leben der Wünsche“ und „Das größere Wunder“). IN seinem bisher umfangreichsten Roman lässt er Jonas allerdings gewissermaßen als „Drittel-Ich“ auftreten, das vieles mit den anderen beiden Hauptfiguren, einem paranoid-tiefsinnige, zu Alkohol-, Kokain- und Sexexzessen neigenden Autoren-Glavinic-Ich (vgl. „Das bin doch ich“), und einem 13-jährigen genial-unsicheren Schachtalent-Glavinic-Ich teilt.

So zeichnet alle drei aus, dass sie sich über existentielle Fragen Gedanken machen und sich hohe Herausforderungen suchen, um sich ihres Lebens bewusst zu werden. Dies tun sie allerdings auf völlig unterschiedliche Art und Weise: Während der 13-Jährige sich mit Schach, Milchbrot und seiner unerfüllten Liebe zu einer gewissen M. über Wasser hält, um nicht an seinen schwierigen familiären Verhältnissen und seiner pubertätsbedingten Unsicherheit zu zerbrechen, lässt sich Glavinics unglaublich reiches, erfolgsverwöhntes Fantasie-Ich Jonas in Narkose versetzen und an den unwirtlichsten Orten der Welt aussetzen, um sich zu beweisen, dass er es von überall wieder zurück ins Leben schafft – nur der Südpol, an den ihn seine Freundin Marie schleppt, weil sich ebenfalls ihre Grenzen sucht, scheint zum Stolperstein für Jonas zu werden.

Glavinics Autoren-Ich wiederum lässt den Leser zwischen Faszination, Mitleid und Unverständnis schwanken angesichts der Unmäßigkeit seines Lebens, das hoffentlich nicht dem des echten Thomas Glavinic entspricht – denn, so fürchtet man,  sonst könnte der Hang zur Selbstzerstörung dazu führen, dass so bald kein neues Werk des Grazer Autors mehr erscheint.

Unterhaltsam, interessant und spannend ist der „Jonas-Komplex“ , jedenfalls über weite Strecken. Manchmal ist es mir aber auch zuviel geworden an Selbstzweifeln und –verliebtheit, Exzessen aller Art und Betrachtungen über die Wunder des Lebens, die der Autor seitenweise und sehr dick aufgetragen hat.

Vielleicht – wenn sich der  „echte“  Glavinic nicht zu sehr von seinen Roman-Ichs vereinnahmen lässt – kommt ja wieder etwas Neues, Geniales von diesem Vielschreiber … man darf gespannt sein!





Kommentar

 

Name Postingcode
 


Werbung

LM Mikroskop Adapter und LM DSLR Makroskope für digitalen Spiegelreflexkameras